Alltagsintegrierte Sprachförderung – Sprache als Brücke zur Integration
Am vergangenen Samstag (04. März 2017) hat die Diplom-Psychologin und Logopädin Frau Dr. Ann-Kathrin Brockmann (Universität Hildesheim) im Einstein-Gymnasium Rheda einen Vortrag mit anschließendem Workshop zum Thema ‚Alltagsintegrierte Sprachförderung‘ gehalten. Dazu eingeladen hatten die Service-Clubs Inner-Wheel Gütersloh und Rotary Rheda-Wiedenbrück im Rahmen ihres gemeinsamen Sprachförderungsprojekts „Sprache verbindet“. Etwa vierzig Schüler-/innen und zwanzig Erwachsene haben daran interessiert teilgenommen.
Das erfolgreiche Lernen der deutschen Sprache ist eine der zentralen Brücken zu einer gelingenden Integration. Es stellt eine der größten Herausforderungen für unsere Gesellschaft dar, eine Lösung dafür zu finden, wie Kinder möglichst rasch die deutsche Sprache erlernen können. Gerade junge Kinder, für die Deutschkurse nicht in Frage kommen, profitieren von einem Sprachlernen in ganz alltäglichen Situationen. Die vielen jungen Menschen, die sich im Rahmen des Projekts Sprache Verbindet als sprach-scouts in den Familien und offenen Ganztagsschulen mit den in unserer Stadt ankommenden Kindern beschäftigen, kommunizieren mit und helfen ihnen damit deutsche Wörter zu lernen. Dabei gibt gerade ein unkomplizierter und intuitiver sprachförderlicher Umgang den Kindern Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen. Ziel des halbtätigen workshops war, mit den engagierten Jugendlichen Verhaltensweisen einzuüben, damit die betreuten Kinder gut und gerne die deutsche Sprache lernen.
Nach Ansicht der lebendig vortragenden Referentin sei es hierfür bedeutsam, eine menschlich-warme Atmosphäre zu schaffen. Der beste Lehrer sei nicht der, der alles weiß, sondern der, welcher das Herz am rechten Fleck trage. An die Adresse von oft zu viel besorgten Eltern empfahl sie, ihre Kinder zum Spracherwerb bestmöglich zu unterstützen. Prinzipiell könne gar nicht genug deutsche Sprache gesprochen werden, ob ein- oder mehrsprachig, wichtig sei: früh genug und spielerisch und alltagsintegriert. Um sich in die Lage von Lernkindern hineinzuversetzen, schlug Frau Dr. Brockmann vor, sich selbst vorzustellen, ohne Sprachkenntnisse für ein Jahr nach China ausgewandert zu sein. Wie müsste sich unserer Vorstellung nach ein Chinese als Sprachlehrer verhalten, damit man selbst möglichst schnell die fremde Sprache lernt? Fast beiläufig vermittelte die Referentin Lerntechniken und sprachförderliche Grundhaltungen, wie etwa Blickkontakt halten, abwarten, zuhören, interessiert nachzufragen, deutlich zu sprechen und kurze, einfache Sätze zu bilden. Einprägsam für Kinder sei es auch, gleichzeitig das auch zu tun, was man sagt, wie zum Beispiel einen Ball zu schießen, einen Obstsalat zu schneiden und Wäsche zu waschen. Frau Dr. Brockmann schloss ihren Vortrag mit einem mongolischen Zitat: „Ein gutes Wort hat Wärme für drei Winter.“ Damit sei gemeint, dass gerade Sprache befähigt, uns tiefmenschlich und in unserem Wesen herzlich zu verbinden. Anhaltender Applaus war der ehrliche Dank für einen mitreißenden Vormittag.
Ludger Weeg